Alles, was Sie zum Morbus Panner des Ellenbogens wissen müssen

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Ein Service der Ellenbogensprechstunde der Orthopädie des Klinikums Dortmund

Morbus Panner



von: Dr. med. Roland Sistermann


Morbus Panner, Ellenbogen, Ellbogen, Osteonekrose, Röntgen
Morbus Panner linker Ellenbogen
… eine Durchblutungsstörung der äusseren Oberarmrolle




1. Einführung
Beim Morbus Panner ( Morbus = lateinisch: Erkrankung ) handelt es sich um eine orthopädische Erkrankung, welche den Ellenbogen befällt. Es entsteht an der äußeren Oberarmrolle ( dem sog. Capitulum humeri ) eine Zone mit abgestorbenem Knochengewebe. In der Medizin wird soetwas auch als Osteonekrose bezeichnet.


2. Betroffene
Fast immer sind männliche Kinder und Jugendliche, meistens sind sie im Alter von unter 10 Jahren, betroffen. Oft handelt es sich um den rechten ( dominanten ) Arm und häufiger wird eine vermehrte Belastung des rechten Armes beim Sport angegeben - was aber nicht immer der Fall sein muss.


3. Unterscheidung / Abgrenzung
Insbesondere im englischen Sprachraum wird zwischen dem Morbus Panner und der Osteochondritis dissecans unterschieden. Eine genaue Abgrenzung ist schwierig. Bei beiden Krankheiten des Ellenbogens handelt es sich um eine Durchblutungsstörung an der äusseren Oberarmrolle, wobei die Osteochondritis dissecans eher älter Kindere / Jugendliche betreffen soll, welche sportlich sehr aktiv sein sollen. Die Ausdehnung der Durchblutungsstörung beim Morbus Panner soll grösser und die Prognose etwas besser sein. Eine genaue Abgrenzung ist bis heute schwierig.
Stirbt der Knochen an der inneren Oberarmrolle ( Trochlea humeri ) ab, bezechnet man das als Morbus Hegemann.


4. Typen / Klassifikation
Im Stadium 1 verdichtet sich der betroffene Knochen ( sog. Sklerose ). Dem folgt das Stadium 2 mit einem Zerfall der betroffenen Knochenregion ( sog. Fragmentation ). Dem schliesst sich das 3. Stadium an, während dessen der Knochen zerstört wird und die benachbarte Wachstumsfuge betroffen ist ( sog. Lysestadium ). Abschliessend entwickelt sich das Stadium 4, in welchem sich die Wachstumsfuge erholt ( Regenerationsstadium ).


5. Entstehung
Die genauen Ursachen liegen bis heute im Dunkeln. Einerseits vermutet man wiederholte kleinere Mikrotraumen ( z.B. beim Sport ) als Ursache. Andererseits wird ein örtliche Durchblutungsstörung als ursächlich angesehen. Naheliegend ist auch eine erbliche Komponente. Der Morbus Panner gehört zu den sog. Osteonekrosen, welche überall am Körper, fast immer im Wachstumsalter zu unterschiedlichen Zeiten und an unterschiedlichen Regionen auftreten können. Andere Osteonekrosen sind z.B. der Morbus Osgood-Schlatter, der Morbus Hegemann, Morbus Perthes, Morbus Sinding-Larsen-Johannsen uvm.


6. Beschwerden / Symptome
Die Betroffenen geben in der Regel unterschiedlich stark ausgeprägte Ellenbogenschmerzen an. Manchmal wird auch ein Knacken oder Reiben im Ellenbogen beim Morbus Panner verspürt. Blockierungen / Verhakungen des betroffenen Ellenbogen bei Bewegungen sind eher selten. Es können auch eine Schwellung oder Einschränkung der Streckfähigkeit des betroffenen Ellenbogens vorhanden sein.


7. Diagnose
Oft kann man die typischen Veränderungen des Morbus Panner auf dem Röntgenbild erkennen. Es handelt sich um eine rundliche Zone an der äusseren Oberarmrolle von vermehrter Strahlendurchlässigkeit, aber auch mit Verdichtungen im Röntgenbild an dieser Stelle. Es ist allerdings für den Morbus Panner typisch, dass er zunächst Schmerzen bereitet, und zwar bevor man die typischen Röntgenveränderungen sichten kann. Oder anders ausgedrückt: Das Röntgenbild des Ellenbogens hängt der Entwicklung des Morbus Panners hinterher.
Gut geeignet ist die Kernspintomographie ( MRT ) des Ellenbogens. Sie erlaubt eine frühzeitigere Feststellung und vor allem eine Einordnung in das jeweilige Krankheitsstadium ,was letztendlich auch therapeutische Konsequenzen hat ( s.u. ).
Hilfreich ist beim Morbus Panner auch die Computertomographie. Sie erlaubt eine sehr gute Darstellung der knöchernen Verändernungen und auch eine dreidimensionale Aufarbeitung.


8. Behandlung / Therapie
Das hängt vom Leidensdruck und dem Stadium der Erkrankung ab. Wenn keine oder wenige Probleme bestehen und es sich um ein frühes Stadium 1 oder 2 im Kernspintomogramm ( MRT ) handelt, kann man Zuwarten - aber mitttels ärztlicher Untersuchung / Röntgen / MRT die Entwicklung beobachten. Eine Sportpause ist ratsam. In ausgeprägteren Situationen kann man mit Medikamenten vorübergehend behandeln oder den betroffenen Arm kurzfristig in einem Gips oder Schiene für einige Tage ruhigstellen.

Bestehen vermehrt Schmerzen und handelt es sich um eine Stadium 3 bzw. 4 im MRT ist ein operatives Vorgehen angezeigt, und zwar indem man sich zunächst den Herd vor Ort ansieht. Das kann beim Morbus Panner durch eine operative Eröffnung des Gelenkes, während Vollnarkose oder Leitungsbetäubung, geschehen. Zunehmend findet zu diesem Zweck die
Arthroskopie des Ellenbogens Anwendung. Sie hat den Vorteil, dass man den Herd des Morbus Panners sehr gut am Bildschirm hochauflösend beurteilen kann, der Herd kann örtlich endoskopisch ausgetastet werden und es brauchen nur kleine Schnitte angelegt zu werden. Das weitere operative Vorgehen hängt vom Befund des Morbus Panners vor Ort ab. Ist die Knorpelfläche der Ellenbogenrolle intakt und unauffällig bleibt es manchmal bei der Arthroskopie des Ellenbogens - ohne weitere operativ therapeutische Massnahmen oder man kann unter Röntgendurchleuchtung im Operationssaal den Morbus Panner Herd von aussen ( sog. retrograd ) anbohren.
Löst sich z.B. eine Teil des abgestorbenen Knochens ab, kann man ihn dann aber meist mit einer zusätzlichen Gelenkeröffnung und Erweiterung zur offenen Operation - wieder befestigen. Oder: Wenn der abgestorbene Knochenbezirk des Morbus Panners sich bereits gelöst hat, wird er entfernt, was meistens arthroskopisch geht und das Lager mittels kleinerer Anbohrungen angefrischt. Sehr effektiv - bei einer Teil- oder vollständigen Ablösung des Morbus Panner Herdes - ist dieKnorpel- / Knochentransplantation. Dazu muss eine entsprechendes Transplantat arthroskopisch oder minimal-invasiv z.B. aus dem Knie entnommen werden.


9. Prognose
Generell und Allgemein ist die Prognose nicht schlecht. Es kommt öfter zu Spontanheilungen nach einem mehrmonatigen bis eineinhalbjährlichen Verlauf. Es gibt aber auch ungünstige Verläufe, welche zu einem der o.g. operativen Eingriffe führen oder bei Abwarten des Spontanverlaufes in Defiziten des betroffenen Ellenbogens vereinzelt münden können.


10. Fachbegriffe
Pannersche Erkrankung, Osteonekrose Ellenbogen, Osteochondrosis dissecans, Osteochondritis dissecans, aseptische Knochennekrose


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Wissenschaftliche Literatur
1. Ruchelsman DE, et al, Osteochondritis dissecans of the capitellum: current concepts, J Am Acad Orthop Surg, 18(9):557-567, 2010
2. Atanda A Jr, et al, Osteochondrosis: common causes of pain in growing bones, Am Fan Physician, 83(3):285-291, 2011
3. Bancroft LW, et al, Osteochondral lesions of the elbow, Semin Musculoskelet Radiol, 17(5):446-454, 2013 doi: 10.1055/s-0033-1360665.