Was man über den Gelenkersatz am Ellenbogen wissen muss ...
Ein Service der Ellenbogensprechstunde der Orthopädie des Klinikums Dortmund
Die Ellenbogenprothese:
Röntgenbild einer Teilprothese ( sog. Hemiprothese ) rechter Ellenbogen
Bei der Ellenbogenprothese handelt es sich um einen künstlichen Gelenkersatz, der bei einer Zerstörung des Ellenbogens mit chronischen Schmerzen, eingebaut wird.
Gründe ( Indikationen )
Speziell nach Zerstörungen des Ellenbogens infolge von Unfällen und Knochenbrüchen werden Ellenbogenprothesen vorwiegend eingebaut. Manchmal finden sie ihren Einsatz nach Zerstörungen des Ellenbogengelenkes infolge Rheuma aus dem ein entsprechender Ellenbogenverschleiss resultiert. Die Versorgung von Rheumapatienten ist in den letzten Jahren seit der Einführung neuerer Medikamente - den sog. Biologicals - rückläufig. Auch Zerstörungen des Ellenbogengelenkes infolge Tumoren können eine Prothese des Ellenbogens notwendig machen.
Ein weitere Grund der der konventionelle Ellenbogenverschleiss sein.
Typen
Ellenbogenprothesen kann man als Teilprothesen ( sog. Heimprothesen ) einbauen. Dann wird nur der Oberarmteil implantiert und die Elle und Speiche nicht ersetzt. Das führt man beispielsweise dann durch, wenn der Seitenbandapparat am Ellenbogen stabil ist.
Viele Prothesen sind modular konstruiert. D.h. man kann neben dem Oberteil auch eines ( Elle ) oder beide Unterteile an Elle und Speiche implantieren. Dann spricht man von einer Vollprothese.
Dabei kann die Ellenbogenprothese ungekoppelt, vorzugsweise bei jüngeren Patienten und stabilem Kapsel- und Seitenbandapparat, eingebaut werde. Ist der Bandapparat, z.B. nach Unfällen oder mehrfachen Voroperationen nicht mehr intakt bzw. funktionsfähig, wird das künstliche Ellenbogengelenk gekoppelt eingebaut.
Alternativen
Ja, z.B. die Arthrolyse oder die operative Versteifung des Ellenbogens.
OP-Technik
Ellenbogenprothesen werden meistens über einen rückseitigen Hautschnitt und Zugang am Ellenbogen eingebaut. Dazu liegen der / die Betroffene entweder in Rücken-, Seiten- oder Bauchlage auf dem Operationstisch.
Zunächst wird der Ulnarisnerv aufgesucht, befreit und verlagert.
Man löst die Oberarmstreckmuskulatur auf der Streckseite des Oberarmes und am körpernahen Unterarmes bzw. schiebt diese beiseite. Danach wird der innere und äussere Kapsel- und Seitenbandapparat abgelöst. Das Ellenbogengelenk wird anschliessend ausgerenkt und als erstes mittels Schnittschablonen das Oberteil der Prothese eingepasst. Anschliessend wendet man sich der Elle und Speiche zu und bearbeitet diese, um die Probeimplantate dort einzubringen. Dem folgt das Einrenken des Gelenkes und die Beurteilung des Laufverhaltens der Probeteile sowie ggf. deren Anpassung /Grössenänderung. Wenn die passenden künstlichen Gelenkteile aufeinander abgestimmt wurden, wird die Originalprothese mit ihren Komponenten einzementiert bzw. zementfrei verankert.
Auf dem Rückweg wird der Seitenbandapparat innen und aussen rekonstruiert und der Streckapparat geschlossen. Anschliessend wird das Operationsgebiet schichtweise wieder verschlossen und die Hautnaht durchgeführt.
Nach Anlage eines sterilen Wundverbandes ist es üblich einen Gips oder Schienen anzulegen.
Nachbehandlung
Am Ende der Operation wird meistens entweder ein Gips oder eine Schiene angelegt, welche etwa 10 Tage verbleibt. Diese dient zur Verhinderungen ausgeprägterer Gelenkschwellungen. Die Schmerzbekämpfung wird über Katheter durchgeführt, welche meistens schon vor der Ellenbogenprothesenoperation angelegt wurden oder über Schmerzmittel, welche als Tropf verabreicht werden.
Nach etwa 2 Tagen wird die Wunddrainage entfernt und es werden im Abstand einiger Tage die Pflaster gewechselt und das Wundgebiet kontrolliert.
Etwa um den 10. Tag wird eine bewegliche und einstellbare Armschiene angelegt, welche bis ca. zur 6. Woche getragen wird. Darunter wird die Beweglichkeit des Ellenbogen Schritt für Schritt von Woche zu Woche freigegeben.
Arbeistunfähigkeit
Im Mittel und allgemein bertrachtet, erreicht man seine Arbeitsfähigkeit nach etwa 8 bis 12 Wochen.
Besonderheiten
Wenn man mit einer Ellenbogenprothese lebt, gibt es verschiedene Dinge zu beachten:
1. Dauerhaft sollten nicht mehr als 2 kg mit dem operierten Arm gehoben / getragen werden.
2. Bei eitrigen Infektionen ( z.B. Zähne, Nasennebenhöhlen, etc. ) sollte frühzeitig für ca. 1 Woche ein Antibiotikum eingenommen werden damit die Bakterien nicht an das künstliche Ellenbogengelenk streuen und dort ein Lockerung verursachen.
3. Wurf- und Schlagsportarten ( Tennis, Squash, Badminton, Handball uvm. ) dürfen mit einer Ellenbogenprothese nicht ausgeübt werden.
Ergebnisse
Die Ergebnisse der Haltbarkeit bzw. Lockerungsrate von Ellenbogenprothesen kommen heutzutage den künstlichen Gelenken der Schulter, Hüfte, Knie und Sprunggelenk recht nahe. Sie sind aber noch nicht ganz so gut.
Auf einen Blick
Ellenbogenprothese:
Krankenhausaufenthalt: ca. 1 Woche
OP Dauer: 1 bis 3 Stunden
Nachbehandlung: Gips- / Armschiene für etwa 10 Tage und danach eine bewegliche Ellenbogenschiene bis etwa zur 6. Woche
Arbeitsunfähigkeit: 8 - 12 Wochen
Besonderheiten: nicht mehr als 2 kg heben, keine Wurf- und Schlagsportarten